Telefon klingelt, ich geh ran: “Tierheim am Apparat”. Anfrage nach Hund XY, „sieht auf dem Foto so süß aus” sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich also kurz den letzten Beißvorfall näher erläutert. Der Hund dann wahrscheinlich doch nicht, oder? Was suchen Sie denn genau?
“Also ja nichts besonderes, wir haben drei Kinder, das jüngste fünf. Achja und wir haben Katzen.“
Da kann ihnen unser Tierheim leider nichts passendes bieten.
Ratlos fragt die andere Stimme am Telefon, warum wir einer Familie mit Kindern keine Chance geben, die Tierheime wären doch voll. Ja, voll. Voll mit Kanonenwerfern, die wir nicht in Haushalte mit Kindern oder anderen Tiere vermitteln können – ohne Risiko auf Verletzte.
Ich hätte gerne so nette, einfache Hunde hier, die ich ohne schlechtes Bauchgefühl auch einer Familie mit Kleinkindern in die Hand drücken könnte, echt.
Wie kommt das? Warum sitzen bei uns fast nur Hunde mit schlechten Vermittlungsaussichten? Puh, wenn ich so in den gängigen Portalen gucke: Hunde, die gesellschaftstauglich sind, äußerlich gesund scheinen, werden selber verkauft. Erstmal gibts dafür noch fette Kohle & man braucht auch kein schlechtes Gewissen zu fürchten, einen Hund ins Tierheim gegeben zu haben oder Abgabegebühr zu lassen.
Im Tierheim landen also die, die hier landen müssen. Müssen, weil sie von Behörden sichergestellt wurden. Oder die Wanderpokale, vier Vorbesitzer aufwärts. Müssen, wegen Beißvorfällen gegen Menschen oder Artgenossen. Die Hunde, die einen Verkauf vergleichbar mit Ware verkomplizieren, der Beipackzettel zu lang, Nebenwirkungen nicht kalkulierbar, zu hoch. Oft sinds auch Hunde, die falsch verstanden werden, und gar nicht so blutrünstig sind, wie Achim behauptet…
…”Vielleicht halten sie unsere Internetseite im Auge und rufen regelmäßig an”, verabschiede ich mich.
Ich drücke den roten Hörer. Bellen im Hintergrund. Drehe das Wasser wieder auf
I’m about to drive in the ocean
I’ma try to swim from somethin‘ bigger than me
Kick off my shoes
And swim good 🌊
(Symbolfoto)
